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Meine Erfahrung mit Apple Music

Meine Erfahrung mit Apple Music

Ich mag Apple. Nein. Ich mochte Apple. Wirklich. Ich finde die iPhones großartig, die damit verbundene technische Revolution. Ebenso die iPads. Ich mag iOS im Großen und Ganzen ganz gerne, auch wenn ich das System zu eingeschränkt finde. Aber es macht seine Arbeit und die sehr gut. Und vor allem zuverlässig. Gleiches gilt für meine Apple Hardware. Auch diese ist zuverlässig. Bevor die kaputt geht, wird sie zu langsam. Mein iPhone 3GS läuft noch immer. Auch das 4S funktioniert einwandfrei, ist nur mit seiner Hardware der aktuellen Software nicht mehr gewachsen. Im Großen und Ganzen würde ich Apple aber als Hersteller und Anbieter absolut zuverlässiger Hard- und Software bezeichnen.

Aber dann kam Apple Music

Meine Kritik fängt damit an, dass ich eine glasklare, übersichtliche und einwandfrei als solche zu erkennende Seite für Account-Einstellungen in iTunes vermisse. Nicht nur für verbundene Geräte, sondern eben auch für Dienste wie „Apple Music“ oder „iTunes Match“. Gibt es nämlich nicht.

Ich habe also das Probeabo von Apple Music genommen. Drei Monate kostenlos testen, was Apple Music so bringt. Und um Ordnung in meine Mediathek zu bringen und das Syncen mit meinen mobilen Geräten und den anderen Computern zu Hause und unterwegs zu vereinfachen, habe ich auch iTunes Match dazu geholt. Dafür habe ich zuvor nicht nur meine Mediathek von ca. 35k auf 23k Songs verschlankt, sondern Gott sei Dank auch ein komplettes Backup all meiner Songs angefertigt. Wie wichtig das war sollte sich nur wenig später zeigen. Denn als ich es nach einer ganzen Weile und vielen Versuchen endlich hinbekommen habe, dass Apple sein Match mal anschmeißt und meine Mediathek abgleicht (ich sag nur „Übersichts-Seite“ – siehe oben), wurde mein Gesicht lang und länger. Denn Apple hat für den Abgleich von Songs in der Mediathek fünf Kategorien.

  • Käufe = Alles, was ich bei iTunes gekauft habe.
  • Gefunden = Das lokal vorhandene Lied wurde in der iTunes Datenbank gefunden und entspricht dort einem Lied, das Apple anbietet. Gematcht.
  • Übertragen = Das lokal vorhandene Lied wurde NICHT in der iTunes Datenbank gefunden. Es wird also von Apple nicht angeboten. Daher wurde es an Apple übertragen und steht ab sofort für mich als Download zur Verfügung. NUR für mich.
  • Ungeeignet = Das lokal vorhandene Lied ist entweder zu groß (also die Datei) oder die Bitrate ist zu gering (unter 128 Bit/s). Es eignet sich daher nicht für einen Upload. Das gilt übrigens nur für Lieder, die nicht „gefunden“ wurden.
  • Apple Music = Und hier kommt das Rätsel ins Spiel.

Der Status „Apple Music“

Der Sinn hinter diesem Apple Music ist ja, dass man sich – neben den Liedern die man lokal oder in der Cloud gespeichert in seiner Mediathek hat und somit besitzt – auch alle Lieder, die im Angebot von Apple Music sind, anhören und seinen Playlists hinzufügen kann. So könnte ich einer Playlist mit dreißig Liedern meiner Musik (lokal gespeichert!), ein paar Lieder aus Apple Music hinzufügen, die ich nicht bei iTunes gekauft oder schon vorher besessen habe. Im Grunde eine coole Idee. Ein erster Nachteil ist, dass sich diese Lieder auch nur auf Geräten abspielen lassen, die technisch in der Lage sind, meinen Status als Apple Music Kunde zu überprüfen. Mein geliebter iPod Nano 5G fällt hiermit schon mal weg. Sehr ärgerlich. Aber unterwegs vom iPhone Musik zu hören geht ja auch – ein Anpassen der Gewohnheiten ist ja kein Weltuntergang.

Nun ist mir aber vollkommen schleierhaft, wie Apple die Frechheit besitzen kann, Musik aus meiner Mediathek – Musik, die physisch auf meiner Festplatte liegt und die ich besitze – zu „Apple Music“ umzuwandeln. Was läuft hier schief? Denn diese Lieder sind fortan für mich nur noch abspielbar, wenn ich ein aktives Apple Music-Abo habe und eignen sich plötzlich auch nicht mehr für die Übertragung auf meinen iPod Nano. Geht’s noch?

Aber es wird noch viel schlimmer. Ich besitze sehr viele Remixe. Versionen von Liedern, die einfach viel geiler, viel cooler oder viel schöner sind, als die Normalversionen. Ich bin ein riesengroßer Fan von Remixen und habe auch selbst etliche angefertigt. Die Musik-Erkennungs-Algorithmen von Apple sind aber dermaßen dilettantisch und stümperhaft programmiert, dass die allermeisten aller Remixe in meiner Mediathek trotz glasklarer Benennung als Remix und Nennung des Remix-Künstlers (also deutlicher Unterschied zur Benennung des Originalsongs) als Originalsong erkannt und ersetzt wurden. Sie wurden ERSETZT!! Der Remix war fort. An seiner Stelle – auch in allen Playlisten, in denen der Remix enthalten war – war nun die Originalversion. Und mir fehlen die Worte für diese unfassbare Unverschämtheit. Ein solches Zeugnis blanker Unfähigkeit hätte ich von Apple wirklich nicht erwartet.

Ich sitze also jetzt auf einem riesigen Scherbenhaufen. Meine gesamte Mediathek – über viele Jahre gepflegt mit Playlisten – ist über Nacht vollkommen wertlos geworden. Mir wurden mehrere tausend meiner Lieder von Apple gestohlen (zu „Apple Music“ umgewandelt) bzw. mutwillig unbrauchbar gemacht. Ein Großteil meiner Playlisten sind unbrauchbar – und was das für einen Musikliebhaber bedeutet, muss ich wohl nicht näher ausführen. Von meinem iPod Nano wurde mehr als die Hälfte der Musik gelöscht, mit dem Hinweis, dass Apple Music darauf nicht kopiert werden dürfe und meine Mediathek wurde ihrer gesammelten Remixe beraubt.

Bin ich froh, dass ich ein Backup hatte

Nun hieß es in den letzten Wochen immer wieder von Seiten Apples „Es gibt Probleme mit der Musikerkennung von iTunes – eine neue Version wird diese Fehler beheben“. Seitdem gab es drei Updates. Und keines hat auch nur die kleinste Änderung gebracht. Im Gegenteil wurden mit jedem Update und jedem erneuten Match-Versuch mehr Lieder zu „Apple Music“ umgewandelt und von meinem Computer gelöscht. Und jetzt – iOS9 und iTunes 12.3 wurden gerade veröffentlicht – ist mir der Kragen geplatzt. Ich wollte unterwegs auf dem iPhone eine Playlist hören, die seit Monaten auf meinem Gerät ist. Mit Remixen von Gabriel and Dresden. Und als auch diese Lieder plötzlich die Standardversionen der Lieder waren, bin ich ausgerastet. Ich habe Apple Music de-abonniert, habe iTunes Match de-abonniert und ausgeschaltet. Ich habe iTunes in der Cloud deaktiviert. Ich habe die Mediathek gelöscht und stelle gerade das Backup vor Apple Music wieder her. Und ich ziehe das Fazit, dass Apple Music, iTunes Match und die Mediathek in der Cloud der größte Ramsch ist, den ich jemals(!) auf meinem Computer hatte. Ich bin wirklich fassungslos, was Apple sich hier für einen kapitalen Bock geleistet hat und wie abgrundtief dilettantisch das umgesetzt wurde. Ich habe in der Vergangenheit stets Freunden und Familie Produkte von Apple empfohlen, weil ich wirklich nahezu rundum zufrieden war. Das hat sich nun komplett geändert. Ich bin durch mit Apple.

Update (Links)

Links zu weiteren Erfahrungsberichten dieser Art:

WARNING: iCloud Music Library just destroyed my Mac’s iTunes Library

iCloud Music Library just replaced a whole remix album with the same song

The iCloud Music Library Mess

Aufgepasst: iCloud-Mediathek versieht offenbar alle Songs mit Kopierschutz

The Real Difference Between iTunes Match and iCloud Music Library: DRM

iTunes 12.2 and iCloud Music Library: A Disaster for Your Music Collection

Stört das alles eigentlich sonst niemanden?!

Update 2

Das „Wiederherstellen des Backup“ ist übrigens nicht so easy wie es sich anhört. Ich habe etwa 3000 Lieder, die iTunes jetzt als „Apple Music“ abgespeichert hat, deren Metadaten ich aber behalten möchte (Wertung, Position in Playlisten, etc.). Es gibt einen Workaround. Im iTunes Ordner die entsprechende .m4p-Datei löschen, das Lied in iTunes abspielen – es folgt eine Fehlermeldung, dass die Datei nicht gefunden wurde und die Frage, ob man danach suchen möchte. Das macht man und gibt dann die Datei aus dem Backup an. Funktioniert super. Nur das mit 3000 Songs zu machen (man muss jedes mal den Ort des Backups neu angeben und sich durch die Ordner klicken) ist nichts weiter als eine Strafe. Eine Strafe dafür, diesem Konzern die Musiksammlung anvertraut zu haben.

Update 3 (Zu früh gefreut)

Wie sich herausstellt, funktioniert das Löschen der als „Apple Music“ gekennzeichneten Songs und das darauffolgende neue Verlinken mit einer nicht DRM-geschützten Datei nicht ganz wie gewünscht. iTunes ersetzt die .m4p-Datei zwar – in meinem Fall durch .mp3 und .aac – behandelt sie aber nach wie vor wie „Apple Music“. Das heißt, ich habe jetzt .mp3-Dateien in meiner Mediathek, die sich äußerlich nicht mehr von meinen anderen .mp3-Dateien unterscheiden, mit dem feinen Unterschied, dass ich sie weder auf meinen iPod, noch auf mein iPhone übertragen kann, weil ich auf letzterem Apple Music ebenfalls deaktiviert habe. Ach ja, und iTunes speichert diese neuen alten .mp3 oder .aac-Dateien wieder unter
[Musik]/Apple Music/[Künstler]/[Album]/[Dateiname],
anstatt unter
[Musik]/[Künstler]/[Album]/[Dateiname].
Ich werde mich wohl von meinen Meta-Daten verabschieden und alle involvierten Playlisten von Hand durchgehen und nachbauen müssen. Mit den aus meinem Backup neu importierten alten Dateien. Mit den einzeln neu importierten Dateien. Die ich einzeln in jeder Playlist einzeln ersetzen muss. Danke, Apple!

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