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Werbung und Reklame

Werbung und Reklame

Jou. Wer hat nicht schon einmal von Digestivum Essensis Kulturen gehört? Wer kennt diese nicht aus seinem Medizinstudium?
Wortschöpfungen im Allgemeinen sind im Sinne des Marketings sicherlich gar nicht mal so schlecht. Aber wie überall sonst gibt es auch in der Werbung deutliche Grenzen des Erträglichen.
Gut, fragt sich jetzt der aufmerksame Leser, worüber rege ich mich denn dann noch auf? Zumal jegliche Geschmacksgrenzen von der Werbebranche vor Äonen über Bord geworfen wurden.
Mir stößt in diesem von mir gewählten Beispiel schlicht diese dreiste Art und Weise übel auf, mit der die Zielgruppe hier für Blöd verkauft wird. Diese pseudo-wissenschaftliche verbale Vergewaltigung bekannter Worte und die damit verbundene „Syntax“(hust)-Schöpfung sind schon ein agressiver Angriff auf den Brechreiz. Was aber vermutlich wieder einmal das Allertraurigste an alledem ist, ist die Tatsache, dass die Macher dieser audiovisuellen Schandtat damit offenbar auch noch Erfolg zu haben scheinen. Was wieder einmal beweist, wie leicht man doch die breite Masse unserer lieben Mitmenschen mit solch stumpfsinnigen linguistischen Tricks ködern und beeindrucken kann.
Dabei frage ich mich schon seit einiger Zeit, welche Zielgruppe diese relativ neue Werbung für wohlbekannte kleine Kinderfruchtjoghurtpuddinghybridenohnekristallzuckerpöttchenminis ins Visier nimmt. Denn wer ist nicht beim einsetzenden, absolut nervtötenden Kindergeplärr „Ha-lo-maa-miiiiis–hööö-ööört-maal-zuuuu“ geneigt, dem Lärm jäh ein Ende zu bereiten? Was mich dabei fast noch mehr wundert… was macht die Werbung auf einem Sender wie n24? Aber vielleicht verbirgt sich dahinter ja ein Kalkül, dessen tieferer Sinn mir bisher unerschlossen blieb. Zumal Werbefachleute ja bekanntlich die tollsten Begründungen für die Wahl ihrer Methoden finden.
So ist es doch seit neuestem eine dieser Methoden, die ganz langsam Frust in mir aufsteigen lässt.
Ich bewege mich seit langer Zeit online in diversen Foren. Seien es Foren über Hobbies, Foren meiner Universität, schmutzige, verruchte Sexforen oder was auch immer… es gibt ein Phänomen – auf das ich in der Online-PR Agentur vor einiger Zeit aufmerksam wurde – das sich zunehmend ausbreitet und für mich inzwischen auch immer deutlicher lästig wird. „Guerilla-Marketing“ nannten es die kreativen Köpfe der Agentur. Man wollte mich ebenfalls für die benötigte Armee rekrutieren, doch ich lehnte dankend ab. Sinn dahinter ist es, beliebige Foren mit Links zu den Werbepartnern der Agentur voll zu spammen. Diesen Dienst lässt sich die Agentur natürlich wie jede andere Kampagne etwas kosten. Äußerst lästig für die Administratoren der Foren, vor allen Dingen, wenn das Forum eine offene Politik verfolgt. Hier treten die gleichen finsteren Winkel des menschlichen Wesens zutage, die auch die Spam-Mails erschaffen haben. Es ist ein Phänomen unserer Zeit und unserer Mediengesellschaft. Ein Phänomen, welches als „mentaler, geistiger, boshafter Müll“ zu bezeichnen schon fast zu milde ist.
Doch obschon Werbung aus ihrem tiefsten Wesen heraus naturgemäß rein kapitalistischen Motiven gerecht werden muss, so zeigt doch ein recht junges Beispiel, dass man all das auch mit einer durchaus lobenswerten Botschaft versehen kann. So fällt mir derzeit der Spot für einen großen Mobilfunkanbieter auf. Und auch wenn ich mich durchaus frage, was das Leben einer Eintagsfliege mit Mobilfunk zu tun hat (ich glaube, ich würde den Begriff „Eintagsfliege“ generell in einer Werbung nicht erwähnen), so erhellt es doch meine Stimmung, wenn ich die Geschichte der lebenslustigen Fliege sehe, die ihr Leben genießt. Eine Tugend, die vielen Menschen schon seit langer Zeit gänzlich abhanden gekommen ist.
Ben.

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